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Tim Marshall Abschottung – Die neue Macht der Mauern

Maya Bentele,Dipl. Psych. FH/SBAP / TSTA-O/C
Neugierig habe ich dieses Buch aufgemacht und gelesen. Die Beschreibung des Buches als „Ein äusserst lesenswertes Grundlagenbuch über eine der grössten Probleme in unserer Welt“ des Daily Express auf dem Umschlag sowie die Ausführungen zum Autor als Journalist und Experte für Aussenpolitik fand ich vielversprechend.
Tim Marshall beginnt bei einer der bekanntesten Mauern der Welt, der Chinesischen Mauer und führt über die USA, Israel/Pälastina, den Nahen Osten, den indischen Subkontinent und Afrika nach Europa und das Vereinigte Königreich. Es wird immer deutlicher, dass mit Hilfe von Mauern die Menschen versuchen, Probleme in ihren Regionen zu regeln. Da die Themen in aller Regel sehr komplex sind, wird auch klar, dass diese einfache Art der Lösung nur in Ansätzen oder gar nicht funktioniert, sondern im Gegenteil neue Konflikte erzeugt. Das beschreibt Tim Marshall sehr eindrücklich anhand vieler Beispiele. Ausserdem wird klar, dass es nicht nur physische Mauern geht, sondern auch um die Ablehnung von Fremdem, der Schutz des Vertrauten oder des Erreichten.
Beeindruckend ist für mich vor allem das breite Wissen von Tim Marshall über die unterschiedlichsten Länder und Kulturen sowie deren Thematiken. Der Autor führt die Leser in den verschiedenen Kapiteln ein in die Geschichte und Entwicklungen von Ländern und deren Bewohner auf vielen Kontinenten. Dabei sind oft die geschichtlichen Hintergründe wichtig, um die aktuellen Konflikte und Themen zu verstehen.
Das wirkt etwas beklemmend und sogar teilweise fast auch etwas hoffnungslos. Zum Glück formuliert Tim Marshall dann in seiner Schlussbetrachtung auch noch einige Gedanken, die einen positiveren Ausblick verschaffen. Darin beschreibt er, dass der Bau der Mauern auch damit zu tun hat, dass Menschen sich zu schützen versuchen aber auch ihre Errungenschaften vor Fremden verteidigen wollen. Dazu ein Zitat: „Es gibt ein Sprichwort, das man in den meisten Sprachen findet: Gute Zäune schaffen gute Nachbarn. Das ist keine abgedroschene Volksweisheit; es spricht eine unvermeidliche Wahrheit aus über Grenzen, physische wie psychische. Wir planen für eine Zukunft, in der wir aufs Beste hoffen und das Schlimmste fürchten, und weil wir fürchten, bauen wir Mauern“ (Seite 303).
Damit gelingt es dem Autor eine Brücke zu schlagen zur Thematik der Migration, die seiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren eine der grössten Herausforderungen für alle Länder werden wird. Und obwohl derzeit der Nationalismus und die Abgrenzung überall gegenwärtig sind, ist er zuversichtlich, dass der Lauf Geschichte auch wieder Richtung Einheit gehen wird. Das bedeutet, dass sich überall Menschen damit auseinandersetzen müssen, wie sie mit fremden und unbekannten Kulturen sowie Andersgläubigen umgehen sowie diese integrieren können. Das ist einerseits schwierig und kann Angst machen, aber gleichzeitig ist es eine grosse Chance, die die Menschheit hat, um sich weiterzuentwickeln und zu wachsen. In diesem Sinne ist dies ein sehr lesenswertes Buch!

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