artikelseptember2023

Es ist Zeit ... Beziehung zu fördern

// Autorin: Maya Bentele //
© Michael Weber
Als Coach und Begleiterin von Entwicklungs- und Veränderungsprozessen in Organisationen höre ich immer wieder Berichte von Veränderungsprozessen, die unbefriedigend verlaufen. Oder Klienten berichten über schwierige Vorgesetzte oder auch die Mühsal, gute Mitarbeitende zu finden und zu halten.

In all diesen Themen scheint es mir eine Gemeinsamkeit zu geben, nämlich die Beziehung respektive die Beziehungsgestaltung zwischen den beteiligten Menschen. Die weitaus meisten schwierigen Situationen haben in irgendeiner Weise damit zu tun. Und oft ist es nicht «nur» die Beziehung, sondern auch die Kommunikation, die damit verbunden ist.
Ein Konzept von Richard Erskine (2002/2008) kann dabei hilfreich sein, über Beziehungen und die Gestaltung von Beziehungen nachzudenken: Die acht Beziehungsbedürfnisse. In diesem Artikel werde ich zunächst diese acht Bedürfnisse beschreiben, wie sie im Alltag, auch im Arbeitsalltag, wahrgenommen werden können und was hilfreich im Umgang mit diesen Bedürfnissen ist. Anhand eines konkreten Beispiels werde ich dann aufzeigen, wie ich in meinem Kontext damit arbeite.

Grundsätzlich sind Beziehungen für alle Menschen wichtig. Menschen brauchen Beziehung und Kontakt zu anderen, um sich wohlzufühlen und sich zu entwickeln.
Als Kinder machen wir Erfahrungen, wie unsere Eltern und Bezugspersonen mit unseren Bedürfnissen nach Beziehung und Kontakt umgehen. Dadurch lernen wir den Umgang damit. Auch als Erwachsene bestimmen die Bedürfnisse und der Umgang damit unser Leben, unseren Alltag. Dies zeigt sich sowohl in privaten Beziehungen, im Beruf und auch in Beratungssettings.

Werden die Beziehungsbedürfnisse über längere Zeit nicht oder ungenügend befriedigt, äussert sich dies als Druck, Leere oder auch in Frustration, Aggression oder Ärger.

Erskine unterscheidet acht Beziehungsbedürfnisse:
Erstes Beziehungsbedürfnis: Sicherheit
Damit ist gemeint, dass es ein Beziehungsumfeld gibt, das verlässlich ist. Diese Verlässlichkeit bewirkt, dass sich jemand geschützt fühlt und sich entwickeln kann. Diese Sicherheit, die auch als Schutz wahrgenommen werden kann, wird durch eine einzelne Person auch durch ein Umfeld oder Team repräsentiert. Insbesondere in unsicheren Situationen, wenn grosse Veränderungen stattfinden oder ungelöste Konflikte vorhanden sind, ist dieses Bedürfnis sehr ausgeprägt. Hier darf sich jemand zeigen wie er / sie ist, ohne Angst haben zu müssen, den Respekt oder die Zuneigung zu verlieren.
Zweites Beziehungsbedürfnis: Wertschätzung
Menschen möchten mit ihren Anliegen, Themen und Ansichten wahrgenommen werden. Wertschätzung entsteht hier zum Beispiel durch zuhören, ohne gleich zu bewerten oder zu analysieren. Mit dem Gegenüber im Kontakt zu sein, ist sehr bedeutsam und erzeugt das Gefühl wertgeschätzt zu werden.
Drittes Beziehungsbedürfnis: Schutz und Akzeptanz
In diesem Bedürfnis geht es um den Schutz durch eine Person, die «mächtig» ist. Entweder, weil sie mehr Wissen und Erfahrung hat oder aufgrund ihrer Position über Macht verfügt, zum Beispiel in der Führung. Diese Person kann nicht nur Schutz, sondern auch Orientierung geben. Wichtig ist, dass dieser Schutz zuverlässig und wohlwollend ist.
Viertes Beziehungsbedürfnis: Bestätigung
Darin geht es um persönliche Erfahrungen, die mit anderen geteilt werden, zum Beispiel durch Austausch. Wenn andere etwas nachvollziehen können, dann kann das Gefühl entstehen: «Der andere / die andere glaubt mir.» Das schafft eine gemeinsame, vertrauensvolle Basis. Diese Bestätigungen können wie durch wichtige Bezugspersonen, zum Beispiel durch Teammitglieder oder Führungspersonen gemacht werden.
Fünftes Beziehungsbedürfnis: Einzigartigkeit
Die Erfahrung der Einmaligkeit zu erleben, bedeutet, dass andere mit dem umgehen können, was eine Person einzigartig macht. Das kann auch heissen, dass es andere aushalten, mit jemanden umzugehen, auch wenn sie mit Meinungen oder Haltungen nicht einverstanden sind. Es geht auch um die Erfahrung der Akzeptanz als Person.
Sechstes Beziehungsbedürfnis: Einflussnahme
Hier geht es darum, dass die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen eingesetzt werden können, um damit Einfluss auf andere zu nehmen. Es soll etwas beim Gegenüber bewegt werden, entweder im Denken oder auf der emotionalen Ebene. Es kann auch dazu führen, dass die andere Person Fehler einräumt oder etwas bedauert.
Siebtes Beziehungsbedürfnis: Aktiviert werden
Wenn auch andere Personen Verantwortung übernehmen und aktiv werden, dann entsteht ein Gleichgewicht. Dies erzeugt das Gefühl: «Ich werde ernst genommen und muss nicht alles alleine machen, sondern kann Verantwortung teilen.»
Achtes Beziehungsbedürfnis: Liebe ausdrücken
Dies geschieht durch Fürsorge für andere, Dankbarkeit gegenüber anderen, Wertschätzung und aktives Gestalten von Beziehung. Oft sind dies kleine Gesten, die dem Gegenüber zeigen, dass er / sie wahrgenommen wird als Person oder für etwas, das er / sie getan hat.


Dazu ein Beispiel:
In einer E-Mail-Nachricht kam eine Anfrage von einer Führungsfrau (Frau Euler*) aus einer Organisation im Gesundheitswesen, mit der ich vor mehreren Jahren schon einmal gearbeitet hatte. Sie sei in einer schwierigen Situation. Im Team von 15 Mitarbeitenden, das sie führe, gebe es Unruhe und Konflikte. Dies habe dazu geführt, dass in kurzer Zeit drei Mitarbeiterinnen gekündigt hätten. Ausserdem seien alle an ihren Belastungsgrenzen. Aufgrund der angespannten Personalsituation mit vielen Krankheitsfällen und zu wenig Personal mussten alle über lange Zeit sehr viel arbeiten.
Sie wisse im Moment nicht mehr weiter. Es sei ihr allerdings sehr klar, dass sie in der Führungsrolle Verantwortung übernehmen müsse. Ausserdem seien in diesem Team gute, langjährige Mitarbeitende, denen sie Sorge tragen wolle.

Wir vereinbarten ein gemeinsames Gespräch mit ihrer Chefin (Frau Franz*), um die Situation zu analysieren und eine Strategie zu entwickeln, damit im Team wieder Stabilität und Ruhe einkehren kann. Im Rahmen dieses Dreier-Gesprächs hörte ich genau hin, um herauszufinden, welche Themen sowohl für die Führung als auch die Mitarbeitenden relevant sein könnten, insbesondere bezüglich der Beziehungsbedürfnisse.
Zunächst fiel mir vor allem auf, wie sehr die Chefin, Frau Franz, ihre Mitarbeiterin (Frau Euler) lobte und ihr den Rücken stärkte. Es sei ihr wichtig, dieses Gespräch zu dritt zu führen, um sicherzustellen, dass die Situation entschärft werde. Sie kenne Frau Euler schon lange und wisse, dass sie eine fähige Führungsperson sei. Und die Umstände seien sehr anspruchsvoll.

Ausserdem war es ihr offensichtlich sehr wichtig, mich kennenzulernen. Sie wollte herausfinden, ob ich die richtige Beraterin war, um Frau Euler und das Team in diesem Prozess zu begleiten. Frau Franz erfüllte damit sehr deutlich das Bedürfnis nach Wertschätzung. Ausserdem stellte sie sich in den Rücken ihrer Mitarbeiterin, hier zeigt sich Schutz und Akzeptanz.

Zunächst schilderten mir beide nochmals ausführlich die Situation. Ich holte ihre Erwartungen ab und liess mir erklären, was das Ziel der Begleitung sein sollte. Dann entwickelten wir gemeinsam Ideen für die nächsten Schritte. Bei beiden Führungspersonen wurde hier das Bedürfnis deutlich nicht alles alleine machen zu müssen, sondern auch auf andere zählen zu können. Es zeigt sich das Bedürfnis: Aktiviert werden.

Frau Euler stellte im Gespräch fest, dass sie wohl in der letzten Zeit aufgrund der hohen Arbeitsbelastung, wenig im Kontakt mit einigen ihrer Mitarbeiter/innen gewesen war. Das führte unter anderem dazu, dass sie Konfliktsituationen nicht oder zu wenig wahrgenommen hatte. Sie war sich nicht ganz sicher, wie die aktuelle Stimmung im Team war. Aus diesem Grund vereinbarten wir, dass sie in den nächsten Wochen mit allen Mitarbeitenden Gespräche führen würde. Wir stellten dazu einen Fragenkatalog zusammen. Auf dieser Grundlage wollte sie diese Gespräche durchführen.
Gleich nach Abschluss unseres Gesprächs informierte sie die Mitarbeitenden darüber und stellte ihnen die Fragen zur Verfügung. Mit diesen Schritten ging sie auf mehrere Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen ein: Sicherheit, zu wissen was die nächsten Schritte sind, Wertschätzung dadurch, sich für die Meinung jedes Einzelnen zu interessieren, das Bedürfnis nach Schutz und Akzeptanz, sowie das Bedürfnis, Liebe auszudrücken. Das Bedürfnis, Liebe auszudrücken, würde ich in diesem Zusammenhang auch beschreiben als aktiv auf die Mitarbeitenden zu zugehen und sich für die Meinungen von ihnen zu interessieren.

Nach diesen Gesprächen war vereinbart, dass ich mit Frau Euler zusammen die Auswertung der Gespräche machen würde und danach eine Teamentwicklung starten sollte, in der die entstandenen Themen aufgenommen und bearbeitet werden sollten. Hier ging es vor allem um das Bedürfnis nach Bestätigung, nochmals von mir zu hören, dass ihre Wahrnehmungen nachvollziehbar und glaubhaft sind. Ausserdem würde es möglich sein, dass sie die Erfahrung machen kann, als Führungsperson akzeptiert zu werden. Damit konnte sie das Bedürfnis nach Akzeptanz befriedigen.

Frau Franz war einverstanden mit diesem Vorgehen und zeigte sich sehr erleichtert, dass sie sich nun wieder zurückziehen konnte. Die nächsten Schritte sollten ohne sie stattfinden. Trotzdem erklärte sie sich bereit, jederzeit wieder aktiv zu werden, falls es notwendig sein sollte.

Während der Gespräche, die Frau Euler mit den Teammitgliedern führte, zeigten sich zwei Aspekte sehr deutlich: Zum einen wurde es von allen sehr geschätzt, dass sie sich die Zeit nahm, um mit ihnen die Thematik zu besprechen. Zum zweiten wurde sichtbar, dass die Konfliktsituation nicht ganz so gravierend war, wie sie zunächst befürchtet hatte. Die Kündigungen waren mehr Ausdruck von Überforderung und Frustration von einzelnen und hatten weniger mit der Teamsituation und der Unzufriedenheit mit der Führung zu tun. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es in der Kommunikation einiges an Verbesserungspotential gab, dies sowohl innerhalb des Teams als bei Frau Euler. Die Entspannung, die sich bereits hier anbahnte, machte deutlich, dass die oben erwähnten Beziehungsbedürfnisse der Mitarbeiterinnen so berücksichtigt werden konnten, dass gute Gespräche möglich waren.

Diese beiden oben erwähnten Themen definierte ich mit Frau Euler gemeinsam für die Teamentwicklung. Dort wollten wir im Team die Kommunikation untereinander zum Thema machen und ausserdem die Erwartungen des Teams bezüglich ihrer Führungsrolle und der Kommunikation klären.

Während des Teamprozesses wurde sehr schnell deutlich, dass von allen Mitarbeiter/innen grundsätzlich die Arbeit der Führung, insbesondere von Frau Euler, geschätzt wurde. Gleichzeitig konnten Erwartungen geklärt werden, die vor allem eine transparentere Information und mehr direkten Austausch beinhalteten. Dies konnte Frau Euler gut annehmen. Es gab dazu klare Vereinbarungen mit dem Team.

Mir fiel schon von Anfang an auf, wie grundsätzlich wertschätzend und kompetent alle auftraten. Die Kommunikationskultur war aus meiner Sicht schon gut entwickelt. Es gab Feedback- und Spielregeln für den Umgang miteinander. Einige davon wurden nochmals diskutiert und teilweise neu definiert. Vor allem aber wurde deutlich, dass es sehr wichtig war, diese Regeln wieder ins Bewusstsein zu holen und auch im Alltag bewusster zu leben. Daraus konnten die Mitarbeiter/innen für sich ableiten, worauf sie in nächster Zeit vermehrt achten wollten. Und sie definierten einige Aspekte, an denen sie auch weiterarbeiten wollten. Es gab einen runden Abschluss, in dem sie eine Vereinbarung trafen, dass alle gemeinsam in sechs Wochen nochmals eine Standortbestimmung machen wollten.
Die Auswertung mit Frau Euler einige Wochen später ergab, dass sich das Team insgesamt positiv entwickelt hatte und eigenverantwortlich die definierten Themen anging. Sie war sehr überrascht, dass es «so wenig gebraucht hat». Der eigentliche Schlüssel war wohl, dass sie als Führungsperson in die Verantwortung und mit allen in Kontakt und Beziehung ging. Das sei tatsächlich in der Vergangenheit zu kurz gekommen.

Abschliessend wurde deutlich, dass es wesentlich zur Entspannung und Entschärfung von möglichen tiefergehenden Konflikten geführt hatte, dass die Beziehungsbedürfnisse von allen Beteiligten in ausreichendem Mass erfüllt werden konnten. Dies schliesst die beiden Führungspersonen mit ein. Frau Franz konnte den Prozess Frau Euler überlassen, weil sie ihrerseits aktiv sein konnte und dadurch auch Wertschätzung und Liebe für ihre Mitarbeiterin ausdrücken konnte. Frau Euler fühlte sich im Prozess sicher und getragen. Sie konnte ihre Fähigkeiten einsetzen und Einfluss nehmen auf das Geschehen. Dies war ebenso möglich für alle Mitarbeitenden. Die daraus entstehende Vertrauensbasis war und ist wiederum die Grundlage, um weiteren Beziehungsbedürfnissen gerecht zu werden und die Beziehungen insgesamt zu festigen.

Anhand dieses konkreten Beispiels wird deutlich, dass der eigentliche Schlüssel in diesem Prozess war, immer wieder in Kontakt zu sein und Beziehung herzustellen. Draus lässt sich folgern: Je besser die Beziehungsbedürfnisse berücksichtigt werden können, desto freier ist die Kommunikation, desto grösser ist das Vertrauen, das wachsen kann. Dabei kann einmal das eine oder auch das andere Bedürfnis wichtiger sein. Aus meiner Sicht ist es auch nicht notwendig, dass alle gleichermassen im Fokus sind. Teilweise bedingen oder ergänzen sich die Bedürfnisse gegenseitig.
Diese Erkenntnisse können hilfreich sein sowohl für Berater/innen als auch Führungskräfte. Insbesondere in Veränderungsprozessen oder Konfliktsituationen gibt diese Betrachtungsweise wichtige Hinweise darauf, worauf im Prozess Beachtung geschenkt werden muss, um gemeinsame Entwicklung zu ermöglichen. Auch sonst im Alltag haben diese Aspekte Bedeutung. Mit sehr wenig Aufwand kann im Beziehungsgeschehen viel Positives bewirkt werden, wenn die verantwortlichen Personen bewusst auf die Beziehungsbedürfnisse achten, diese berücksichtigen und darauf eingehen.

* Die Namen sind anonymisiert.

Literaturverzeichnis
Erskine, Richard G. (2002). Relational Needs, EATA Newsletter Nr. 73
Erskine, Richard G. (2008). Beziehungsbedürfnisse, ZTA 4/2008, S.287 – 297)

Maya Bentele
dipl. Psychologin FH/SBAP, Lehrende und Supervidierende Transaktionsanalytikerin TSTA in den Bereichen Organisation und Beratung.

Dolderstrasse 24, CH-8032 Zürich
www.bentele.ch
maya@bentele.ch


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artikeloktober2023

Die Zeit ist reif ... für Regenerierung

// Autorin: Valérie Perret //
© Pixabay
Einführung
Als ich die ersten Zeilen dieses Artikels schrieb, stand ich kurz vor meinem 50. Geburtstag. Diese Reflexion über die Zeit, die mir die Schweizerische Gesellschaft für Transaktionsanalyse vorgeschlagen hat, kam gerade wie ein Geschenk, das es mir ermöglichte, über die vergehende Zeit, das Leben und insbesondere den Sinn des Lebens nachzudenken. Ich frage mich, wie ich die mir bleibende "Lebenszeit" nutzen kann, um einen echten Sinn zu finden.

In diesem Artikel möchte ich diese Frage anhand der Phasen der psychosozialen Entwicklung von Erik Erikson erörtern. Diese Theorie beschreibt detailliert und entwicklungsorientiert, wie der Mensch im Laufe seines Wachstums zu dem gelangt, was Berne Autonomie nennt; die Autonomie beinhaltet drei Eigenschaften, die für das reibungslose Funktionieren des Menschen wesentlich sind: klares Bewusstsein, Spontaneität und die Fähigkeit zur Intimität. Diese Theorie erklärt mit anderen Worten den Übergang von der Abhängigkeit zur gegenseitigen Abhängigkeit, den Nola Katherine Symor mit ihrem Konzept des Abhängigkeitszyklus beschreibt. Ich schlage Ihnen daher vor, Verbindungen zwischen der Transaktionsanalyse, unserem gemeinsamen Bezugsrahmen, und der Entwicklungspsychologie herzustellen.

Eriksons Stadien der psychosozialen Entwicklung beschreiben die Phasen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens aus psychologischer Sicht auf dem Weg zur Autonomie durchlaufen muss. Acht Stufen, von denen jede einen inneren Kampf widerspiegelt, bei dem die Person zwischen zwei gegensätzlichen Kräften wählen muss: existieren oder sich anpassen oder vielmehr irgendwo dazwischen ein Gleichgewicht finden. Ziel ist, das achte Stadium, das "Alter", mit einem Gefühl der Erfüllung zu erreichen.

Bei der Beschreibung dieser verschiedenen Lebensabschnitte werde ich mehr auf das 7. Stadium eingehen, das "Erwachsenenalter", in dem ich selbst mich derzeit befinde. Es ist das Stadium der Regenerierung, eine echte Chance, sich selbst wiederherzustellen, «zu reparieren». Ich werde meine Erfahrungen und persönlichen Überlegungen zu dieser Phase und ihrer Bedeutung für mich mit Ihnen teilen.

Die Stadien der psycho­sozialen Entwicklung
Während seines Wachstums will das Kind wie die anderen sein, dazugehören (Angepasstes Kind) und gleichzeitig möchte es sich selbst sein (Freies Kind). Es will in der Normalität leben UND seine Besonderheit ausleben. Das hat einen inneren Kampf zur Folge.

Ich schlage Ihnen vor, diese Lektüre mit einer Reise durch die Zeit fortzusetzen. Lassen Sie sich durch diese verschiedenen Etappen führen, indem Sie sich durch eine innere Erkundung an Ihre Kindheit erinnern. Stellen Sie sich vor ... stellen Sie sich das Baby vor, das Sie waren, dann das Kind, den Jugendlichen und schliesslich den Erwachsenen. Lassen Sie sich spüren, welche Schritte im Laufe Ihrer Geschichte gut verlaufen sind und welche schwieriger waren.

Stadium 1: (0 bis 18 Monate) SÄUGLINGSALTER
In diesem 1. Stadium durchläuft das Baby den folgenden Kampf: Vertrauen versus Misstrauen.

Wenn diese Phase gut verläuft, d. h. mit einer ausreichend guten Bemutterung, wie Donald Winnicott sagt, entwickelt das Baby ein solides Gefühl des Vertrauens,
zunächst in den anderen und dann durch die Erkundung in sich selbst. Es entwickelt einen Sinn für die Hoffnung auf das Leben, und lernt, dass andere Menschen verlässlich und beständig sind. Wenn diese Beziehung scheitert,
sieht das Baby die Welt mit Misstrauen. Es erlebt Angst, Hoffnungslosigkeit und Rückzug, da die anderen unzuverlässig und unbeständig sind. Die daraus resultierenden Szenario-Überzeugungen lauten: "Ich bin ganz allein, ich kann mich auf niemanden verlassen, ich bin nicht gut genug, dass man sich um mich kümmert ...".

Ergebnis eines zufriedenstellenden Gleichgewichts: Sicherheit, Hoffnung ins Leben.
Ergebnis eines unbefriedigenden Gleichgewichts: Verzweiflung.

Stadium 2: (18 Monate bis 3 Jahre) KLEINKINDHEIT
In diesem 2. Stadium durchläuft das Kleinkind den folgenden Kampf: Autonomie versus Scham, Selbstzweifel.

Die Autonomie erscheint auf der Bildfläche. Das häufigste Wort ist NEIN. In diesem Alter baut das Kind seine Selbstdefinition auf. Es kämpft darum, sich selbst zu definieren. Wenn das Kind von seinen Elternfiguren in seiner Einzigartigkeit bestätigt wird, baut es in sich seinen Willen und einen kohärenten Sinn für seine Selbstdefinition auf. Wenn dieser Schritt misslingt, wenn die Elternfiguren zu viel und zu früh von ihm verlangen, es demütigen oder gleichgültig sind, entwickelt es ein Gefühl der Scham und der inneren Leere. Schlimmer noch: Wenn ein Elternteil auch nur unbewusst mit ihm konkurriert, wird es von tiefer Scham erfüllt, ohne dass es die Ursache dafür verstehen kann.
Diese Bestätigung oder Nichtbestätigung wird sich das ganze Leben des Kindes hindurch fortsetzen, insbesondere durch die Lehrer in der Schulzeit.

Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Wille, kohärenter Sinn für Selbstdefinition.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Scham, Selbstzweifel, Beginn von Zwängen und Obsessionen.

Stadium 3: (3 bis 6 Jahre) PERIODE DER INITIATIVE, SPIELALTER
In diesem dritten Stadium durchläuft das Kind den folgenden Kampf: Initiative versus Schuldgefühl.

Das Kind entwickelt seine Fähigkeit zu spielen, zu gestalten und zu erforschen. Es baut und kreiert Sachen. Es entwickelt seinen Sinn für Initiative. Wenn seine Initiativen nicht gut ankommen, fühlt es sich schuldig. Die Eltern sind in dieser Zeit wichtig, aber auch die anderen Kinder, die Cousins ... das Kind experimentiert mit ihnen. Papa ist in dieser Phase wichtiger als Mama, er ist das Spielobjekt.

Befriedigendes Gleichgewicht: Lebensziel, Gefühl, ein Ziel zu haben, Überzeugung.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Hemmung.
Das Kind pendelt zwischen den verschiedenen Etappen hin und her. Jede Stufe baut auf den vorherigen auf, und jedes Mal, wenn es eine Stufe durchläuft, arbeitet es wieder an den alten Stufen. Das Kind verwertet wieder, um weiterzukommen. Das Neue verstärkt oder beeinträchtigt Vorangegangenes.

Stadium 4: (6 bis 12 Jahre) SCHULALTER
In diesem vierten Stadium durchläuft das Kind den folgenden Kampf: Harte Arbeit versus Minderwertigkeitsgefühl.

Das Kind entwickelt seine Fähigkeiten. Lernschwierigkeiten zeigen sich. Die Schule entspricht bestimmten Lernstilen, anderen nicht. In dieser Phase sind für das Kind die Schule, die Lehrer, das Verhalten der Freunde und Nachbarn wichtig. Gleichaltrige und Lehrer haben einen grossen Einfluss. Konkurrenz- und Vergleichsprozesse (zwischen Kindern, durch Lehrer oder Eltern) können giftig sein. Sie können das Leben mancher Kinder so vergiften, dass sie aufgeben.

Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Gefühl von Kompetenz.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Trägheit, Isolation, Minderwertigkeitsgefühle.

Stadium 5: (12 bis 25 Jahre) JUGENDALTER
In diesem fünften Stadium durchläuft der Jugendliche den folgenden Kampf: Identität versus
Verwirrung.

Diese Zeit ist dadurch gekennzeichnet, dass der Jugendliche seine Fähigkeiten, Überzeugungen und Werte in Frage stellt, mit dem Ziel, eine eigene Identität zu entwickeln.
Wer bin ich? Wohin gehe ich? Wenn es dem Jugendlichen gelingt, seiner Person einen Sinn zu geben, wird er eine starke Identität aufbauen, anstatt zu versuchen, etwas zu werden, was er nicht ist. In dieser Phase ist Zugehörigkeit wichtig. Er baut seine Identität auf seinem Fundament auf, das stabil sein muss. Dieser Moment ist wichtig für die Loyalität: Wem gegenüber werde ich loyal sein? Meinen Gleichaltrigen und/oder mir selbst?

Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Loyalität, Identität.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Rollenverwirrung.

Stadium 6: (25 bis 35 Jahre) JUNGES ERWACHSENENALTER
In diesem 6. Stadium erlebt der junge Erwachsene den folgenden Kampf: Intimität versus Isoliertheit.

Er entwickelt seine Fähigkeit, zu kooperieren, mit anderen zusammenzuarbeiten. Er entwickelt auch seine Fähigkeit zu lieben. Er findet einen Partner und lässt sich auf eine Liebesbeziehung ein. Es gelingt ihm, die Unterschiede seines Partners zu schätzen. Er ist von engen Freunden umgeben. Gelingt es ihm, ein befriedigendes Arbeits- und Gefühlsleben aufzubauen? Gelingt es ihm, sich zu binden oder scheitert er? Ermöglicht ihm diese Zeit, mit anderen intim und solidarisch zu sein?
Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Fähigkeit zu lieben und sich zu binden.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Einsamkeit und Isolation.

Stadium 7: (35-65 Jahre) ERWACHSENENALTER
In diesem 7. Stadium durchläuft der Erwachsene den folgenden Kampf: Fähigkeit etwas aufzubauen versus mit sich Selbst beschäftig sein.

Dies ist die Zeit der Regenerierung, die folgendermassen definiert ist: Die Fähigkeit eines Lebewesens, sich nach der Zerstörung eines Teils von sich selbst wiederherzustellen. Ich werde diesen Prozess weiter unten im Artikel näher beschreiben. Diese Zeit ist auch eine Zeit des Schaffens, d.h. der Fortpflanzung, der Fürsorge für die Familie, der sozialen Einbindung oder der Freude am Geben. Es ist auch die Zeit, um ein Gefühl des Stolzes auf die Arbeit zu entwickeln. Wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist oder finanzielle Schwierigkeiten auftreten, können junge Erwachsene nicht in diese Phase eintreten und diese Phase wird verzögert.

Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Produktivität, Erfüllung.
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Stillstand, Unzufriedenheit.

Stadium 8: (65 Jahre und älter) ALTER
In diesem 8. Stadium durchläuft die Person den folgenden Kampf: Integrität versus Hoffnungs­losigkeit.

Dies ist das Stadium der Rückschau. Wer bin ich? Wer bin ich mit dem anderen, mit der Welt? Wie habe ich dazu beigetragen? Habe ich ein erfülltes Leben gelebt? Habe ich etwas in meinem Leben getan, auf das ich stolz bin? Die Art und Weise, wie die Person diese Fragen beantworten kann, lässt sie entweder Vertrauen, Autonomie, Erfüllung, Zufriedenheit, Beruhigung, oder aber Verbitterung, Wut und Einsamkeit empfinden.

Zufriedenstellendes Gleichgewicht: Weisheit
Unbefriedigendes Gleichgewicht: Verzweiflung, Verbitterung, Depression

Der Entwicklungsprozess ist keine gradlinige Entwicklung. In jeder Etappe wird das, was in den vorherigen Schritten nicht erfolgreich war, mit dem Ziel der Wiedergutmachung erneut durchgespielt.

Nachdem Sie diese verschiedenen Schritte gelesen haben, mobilisieren Sie weiter Ihre Vorstellungskraft ... Stellen Sie sich vor, Sie wären alt und lägen auf dem Sterbebett. Welche Befriedigung würden Sie in diesem Moment am Ende Ihres Lebens gerne empfinden? Welche Person würden Sie gerne sein? Was würden Sie auf keinen Fall bereuen? Was möchten Sie, dass man über Sie sagt? Es ist noch Zeit ...

Erkundung der siebten Entwicklungsstufe, dem "Erwachsenenalter", anhand meiner persönlichen Erfahrung
Als ich mit meiner Ausbildung in Transaktionsanalyse begann, war ich 33 Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Kinder im Alter von 5 und 7 Jahren. Ich arbeitete als medizinische Laborantin in einem Krankenhaus und hatte ein Haus auf dem Land. Ich hatte von aussen gesehen alles, was ich brauchte, um zufrieden zu sein. Dennoch langweilte ich mich in meinem Leben und fühlte mich schrecklich leer. Ich wünschte mir eine berufliche Neuorientierung, um der Langeweile zu entfliehen. Im Nachhinein betrachtet hatte ich eine sehr gute Intuition, als ich mich für diesen Weg entschied, getrieben von einem dringenden Wunsch nach Veränderung, ohne etwas über TA zu wissen. Ich stürzte mich ins Ungewisse. Ich wusste damals nicht, dass ich etwas erleben würde, das unendlich viel wichtiger und reicher war als eine berufliche Umschulung: Ich fand mich selbst, indem ich meine Ganzheit wieder aufbaute und so meinem Leben einen Sinn gab.

All die Zeit, die ich damit verbracht habe, mich intensiv weiterzubilden, in Therapie und Supervision zu gehen, intensive Gruppenprozesse zu erleben und mich anderen Strömungen zu öffnen, körperlichen, energetischen, neuro-emotionalen, sehe ich jetzt als einen Weg der Selbstfindung und dann der Öffnung für den anderen und die Welt. Ein Weg zur Autonomie. Mit 50 Jahren befinde ich mich in der siebten Entwicklungsstufe, dem "Erwachsenenalter". Diese Phase hat zwei Ziele: sich selbst zu regenerieren und die Fähigkeit etwas aufzubauen, zu entwickeln. Ohne sich selbst zu regenerieren, ist es meiner Meinung nach nicht möglich, die Fähigkeit, selbstständig zu schaffen, wirklich zu entwickeln.

So bin ich seit vielen Jahren auf dem Weg, um meine physische und psychische Integrität wiederherzustellen und die Teile von mir wiederzufinden, die auf dem Weg des Wachstums verloren gegangen oder verletzt worden sind. Dabei durchlaufe ich die Entwicklungsstufen meines Lebens erneut, um die inneren Kämpfe und die erlebten Beziehungen wiederzufinden. Das ist der Sinn meines derzeitigen Lebens, die Aufgabe, die ich vor dem Alter zu erfüllen habe, meine Verletzungen aus der Vergangenheit zu heilen, um meine Ganzheit und Kraft wiederzufinden. Das ist mein Antrieb, meine Lebensaufgabe, meine Leidenschaft.

Diese Regenerierung hat mir bereits geholfen, viele Qualen und zahlreiche Ressourcen in mir wiederzufinden, die beide eng miteinander verknüpft sind; Qualen, die ich verdrängt und durch starke szenische Abwehr maskiert hatte; Vitalität, die ich durch die Verdrängung ausgelöscht hatte. Durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema konnte ich wieder eine gesunde, lebendige und bewusste Beziehung zu mir selbst, meinen Eltern, meinem Mann und meinen Kindern herstellen. Lebendig bedeutet nicht immer bequem!

Diese Regenerierung ermöglichte es mir auch, bestimmte transgenerationelle Traumata, deren Trägerin ich war, wiederzufinden. Dank tiefer therapeutischer Arbeit durch das Unbewusste habe ich meine Familiengeschichte kennengelernt, die Geschichte meiner Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern. Ich habe sowohl ihre Verletzungen als auch ihre Ressourcen entdeckt. Ich habe mich kognitiv, emotional und körperlich mit ihnen verbunden. Auf diese Weise konnte ich eine Verbindung zwischen Körperlichkeit und Psychologie herstellen.
Diese Arbeit ermöglicht es mir, die Stimmigkeit meines Familiensystems sowie meinen richtigen Platz in diesem System wiederzufinden. Sie hat auch eine Öffnung meines Bezugsrahmens, eine emotionale Beruhigung und eine Verringerung meiner körperlichen Spannungen zur Folge.

Da sie Teil des Systems sind, wurden auch meine Kinder durch meine therapeutische Arbeit von bestimmten Blockaden befreit (Befreiung von Symbiosen). So können sie sich individualisieren und ihre eigene Identität in der Andersartigkeit aufbauen. Jeder tut dies auf seine Weise, je nach seiner Persönlichkeit und der Intensität der bestehenden Symbiose.

Auch wenn wir die Traumata, die unsere Vorfahren erlitten haben, nicht kennen, tragen wir sie unbewusst in uns, in unserem Körper und in unserem Herzen, sie schränken uns ein, sie behindern uns, und wir halten die Hoffnung aufrecht, dass sie sich eines Tages auflösen. Sie sind sowohl die Ursache als auch die Lösung unserer Probleme, wenn wir uns für diesen unbewussten Raum in uns "der viel weiss"öffnen und versuchen, ihn bewusst zu machen. Wir sind alle Kinder einer Linie, und wenn wir unsere Zugehörigkeit zu dieser Linie, ihre Verletzungen wie auch ihre Ressourcen akzeptieren, können wir uns mit einem schlüssigen und lebendigen emotionalen System verbunden fühlen.

Laut Eric Erikson ermöglicht uns das Wiedererlangen unserer Ganzheit durch den Prozess der Regenerierung, zu erzeugen, d. h. zu produzieren, zur Welt beizutragen, anstatt in uns selbst versunken, isoliert oder deprimiert zu bleiben. Diese Phase ist die Zeit der Fürsorge, der Freude am Geben, der Zusammenarbeit, der Kooperation, der Weitergabe von Wissen, des Beitrags zur Gesellschaft und zur Welt. Sie entspricht der Phase der Interdependenz, von der Nola Katherine Symor in "Der Zyklus der Abhängigkeit" spricht.

Mit 50 Jahren trage ich durch meine Arbeit als psychosoziale Beraterin, meine TA-Schule, meine Artikel usw. zur Menschheit bei.
Ich schätze es, Klienten und Schüler in ihrem Wachstum zu unterstützen, damit sie die Freude empfinden, sich selbst zu entdecken und den Sinn ihres Lebens zu erkennen; damit sie sich wieder mit ihren tiefsten Impulsen und Sehnsüchten, ihrer Selbstdefinition und ihrer Identität in Einklang bringen. Diese spannende Aufgabe erfüllt mich täglich mit Freude und Dankbarkeit und ist in keiner Weise belastend. Danke, Regenerierung! Ich lebe sie aus meinem Erwachsenen-Ich-Zustand heraus und nicht mehr mit dem Ziel, mich selbst zu heilen. Meine Motivation hat jedoch ihren Ursprung in meiner Geschichte: die defekten Bindungen der Familiensysteme durch Bewusstsein und Menschlichkeit zu heilen, um mehr Freude und Lebendigkeit zu erlangen.
Ich habe von der Verbindung zu mir selbst gesprochen, von der Beziehung zu anderen, und wie sieht es mit der Verbindung zur Welt und insbesondere zu unserem Planeten aus? Heute wächst mein Bewusstsein für den Planeten und für meinen aktiven Beitrag, um ihn zu beschützen. Früher hatte ich zu viel mit mir selbst zu tun und konzentrierte mich darauf, meine inneren Kämpfe aus der Vergangenheit zu lösen und eine authentischere Persönlichkeit aufzubauen. Meine Sensibilität für die Sorge um den Planeten nimmt im Zuge meiner Regenerierung zu. Ich ändere mit Freude und Engagement meine Art zu konsumieren und zu essen. Auch wenn diese Veränderung eine gewisse Energie erfordert, kostet sie mich wenig Anstrengung, da mein Handeln selbst und frei gewählt ist und dem Leben dient. Allerdings beobachte ich immer noch, dass trotz aller Regenerierung, die ich vollzogen habe, meine selbstbezogene Sichtweise manchmal die Oberhand über den Schutz des Planeten gewinnt.

Und die Zeit vergeht …

Je mehr ich mich regeneriere, je präsenter ich in meinem Körper bin, desto mehr stabilisiert sich mein Zeitgefühl. Die Zeit im Alltag vergeht weder schnell noch langsam, im Gegensatz zu dem, was ich früher erleben konnte. Ich renne ihr nicht mehr hinterher oder versuche, sie zu beschleunigen, sondern lebe sie einfach, von Tag zu Tag, und geniesse sie. Ich bin mir mehr bewusst, dass die Zeit vergeht, indem ich mich selbst spüre und mich selbst bewohne. Das ist es wahrscheinlich, was der Ausdruck "im Augenblick leben" bedeutet. Berne sprach vom klaren Bewusstsein.

Schlusswort
Meiner Erfahrung nach reicht der Wille nicht aus, um die verrinnende Zeit auszukosten, um sie mit Präsenz und Leidenschaft zu leben. Es reicht nicht aus, sich zu sagen: "Jetzt geniesse ich das Leben". Das ist das Ergebnis eines langen Entwicklungsweges und das Stadium der Regenerierung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin.

In diesem Artikel habe ich Ihnen einen Teil meiner Erfahrungen und Überlegungen zu den Themen "Zeit des Lebens" und "Sinn des Lebens" unterbreitet. Wenn Sie möchten, schlage ich Ihnen vor, die Überlegungen auf Ihrer Seite fortzusetzen, indem Sie sich folgende Fragen stellen:

Und ich, welche Bedeutung messe ich meiner "Lebenszeit" bei? Wo stehe ich in meinem persönlichen Regenerierungsprozess? Was möchte ich noch regenerieren und schaffen? Wo stehe ich auf meinem Weg zu Weisheit und Erfüllung, oder TA-mässig ausgedrückt, zu Autonomie? …

Viel Freude beim Nachdenken
Fussnoten
1 Erik Erikson ist ein deutsch-amerikanischer Psychoanalytiker und Entwicklungspsychologe (1902 – 1994)
2 N. K. Symor, « Le Cycle de la dépendance » (Der Zyklus der Abhängigkeit), Actualités en Analyse Transactionnelle n°27, pp. 140 – 145, Les Classiques de l’Analyse Transactionnelle n° 3, pp. 241 – 246
3 D. W. Winnicott britischer Kinderarzt und Psychoanalytiker (1896 – 1971)

Valérie Perret
Valérie Perret ist Ausbilderin und Supervisorin in Transaktionsanalyse (TSTA-C) und integrativer Psychotherapie (R. Erskine). Sie ist ausserdem in neuro-emotionaler Integration und gewaltfreier Kommunikation ausgebildet. Sie ist Beraterin im psycho­sozialen Bereich und Erwachsenenbildnerin. Sie empfängt Jugendliche und Erwachsene in Einzelsitzungen, in Gruppen und in Paartherapie. Zusammen mit ihrer Kollegin Maryline Authier hat sie eine Schule für Transaktions­analyse in den Bereichen Beratung und Erziehung gegründet. Sie berät, unterrichtet und supervidiert in Donneloye in der Nähe von Yverdon.

pv@bizzini.ch
www.ecoleanalysetransactionnelle.ch
079 405 30 21

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