Schwerpunktthemen
Zur Profession und Identität als Transaktionsanalytische/r Psychotherapeut/in
Die Profession das «öffentliche Bekenntnis» bedeutet, den Beruf als Psychotherapeut/in nach den gesetzlichen und ethischen Bestimmungen des Psychotherapiegesetzes auszuüben.
A. Vor– und Anmerkungen
1. Die hier vorgestellten Sichtweisen gehen von der Situation der Profession «Psychotherapeut/in» aus, die durch die gesetzliche Anerkennung der «Transaktionsanalytische Psychotherapie» als Heilverfahren innerhalb der psychotherapeutischen Community in Österreich geregelt ist. Dies bedeutet, dass Curriculum, Ausbildung und Abschluss von einem staatlichen wissenschaftlichen Gremium überprüft, genehmigt und kontrolliert werden. Dasselbe gilt für Lehrende, die auf Antrag der Ausbildungsvereine vom Gesetzgeber ernannt werden und zur laufenden Weiterbildung und wissenschaftlichen Weiterentwicklung von Theorie und Praxis verpflichtet sind.
Die Profession das «öffentliche Bekenntnis» bedeutet, den Beruf als Psychotherapeut/in nach den gesetzlichen und ethischen Bestimmungen des Psychotherapiegesetzes auszuüben. Die Transaktionsanalytische Psychotherapie (TAP) bildet den Bezugsrahmen für die Entwicklung der individuellen Identität als Psychotherapeut/in. Daher ist die Profession «Psychotherapeut/in» mit dem Zusatz «Transaktionsanalytische Psychotherapie»identitätsstiftend.
2. Psychotherapie ist als wissenschaftliches Heilverfahren durch einen kommunikativen Dialog in einem intersubjektiven Beziehungsgeschehen gekennzeichnet (vgl. Fischer 2008). Die therapeutische Beziehung gestaltet sich in einem vorwissenschaftlichen Beziehungsrahmen. Und zwar mit einer vorwissenschaftlichen Sprache, die unmittelbares Erleben und Erfahren fördert. Lebendige Worte für lebendige Menschen. Die Reflexion und Evaluation des therapeutischen Prozesses bedient sich wissenschaftlicher Sichtweisen und Sprache. Die erlebende therapeutische Beziehung (‹relatio de natura›) war auch das Anliegen von Eric Berne. Seine ergänzende «Strukturanalyse» führte eher in Richtung einer reflektierenden therapeutischen Beziehung (‹relatiorationis›). Die erlebende und die reflektierende Beziehung gehören unterschiedlichen Kategorien an und führen, nicht differenziert betrachtet, zu logischen Widersprüchen, wie Bertram Russel offengelegt hatte. Die erlebte Reaktion im Transaktionalen Geschehen und der Ichzustand als begriffliches Strukturelement, gehören verschiedenen Kategorien an und führen, unreflektiert zu Widersprüchen. Logische Widersprüche lassen sich nicht durch Logik auflösen (siehe Trübungen). Daher beschreibe ich das transaktionale Geschehen nicht durch Pfeile zwischen strukturellen Ichzuständen.
3. Im Aufsatz «Das Wesen der Intuition» versucht Berne (1991) eine Brücke zwischen der geistigen und der materiellen Welt (IR 2012), die unterschiedlich und dennoch im Erleben miteinander verwoben sind, herzustellen. Berne beschreibt einen Unterschied und eine Verbindung von begrifflichem Denken und geistigen Einsichten, also zwischen einer Einbildungskraft und einer Erkenntniskraft. Die Intuition sieht er «als einen integrierenden Wahrnehmungsvorgang. Das intuitiv Wahrgenommene unterscheidet sich von dem, was davon sprachlich formuliert wird»; und weiter: «Die Handlungen und Empfindungen eines Menschen richten sich nicht nach der Wirklichkeit der Dinge, sondern nach dem geistigen (gemeint ist ‹mentalen›, IR) Vorstellungsbild, das er von ihnen hat. Jeder hat bestimmte Vorstellungen von sich selbst und der Welt und von seinen Mitmenschen, und verhält sich so, als seien diese Vorstellungsbilder die eigentliche Wirklichkeit » (EB 1972, s.36). Das ist schlichtweg die Definition der Trübung, auf die noch eingegangen wird. Die Berne'sche Trias «Intuition, Inspiration, Imagination» und die Trias «Spontaneität, Intimität, Kreativität »gelten durchaus als Sendboten der geistigen Welt. «Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir seinen Diener verehren und die göttliche Gabe entweihen (Albert Einstein)» - auch in der Psychotherapie? Berne bemühte sich jedenfalls um eine Integration.
4. Soziale Systeme, wie Beziehung, Familie, Gruppe sehe ich als lebende, holistische Systeme an, die sich selbst organisierend und selbst regulierend in Phasen von Differenzierung und Integration, Selbstbehauptung und Verbundenheit ökologisch entwickeln (IR 1992, 2012). Der Dynamische Holismus ist ein Modell, das die geistige und materielle Wirklichkeit durch ein Wechselspiel von impliziter und expliziter Ordnung verbindet (Nikolaus von Kues, David Bohm, u.a. siehe IR 1992, 2012). Die implizite Ordnung (IO) ist das, was latent und potentiell wesenhaft ist und sich im Hier und Jetzt oder in der Zukunft entfalten kann, aber nicht muss. Die explizite Ordnung (EO) ist das, was sich über unsere Leibhaftigkeit entfaltet, erlebt und gedanklich erfasst werden kann (z.B. die Reaktionen im transaktionalen Geschehen). Neue Erfahrungen werden als Möglichkeit in der IO eingefaltet und stehen potentiell in neuen Situationen zur Verfügung.
1. Die hier vorgestellten Sichtweisen gehen von der Situation der Profession «Psychotherapeut/in» aus, die durch die gesetzliche Anerkennung der «Transaktionsanalytische Psychotherapie» als Heilverfahren innerhalb der psychotherapeutischen Community in Österreich geregelt ist. Dies bedeutet, dass Curriculum, Ausbildung und Abschluss von einem staatlichen wissenschaftlichen Gremium überprüft, genehmigt und kontrolliert werden. Dasselbe gilt für Lehrende, die auf Antrag der Ausbildungsvereine vom Gesetzgeber ernannt werden und zur laufenden Weiterbildung und wissenschaftlichen Weiterentwicklung von Theorie und Praxis verpflichtet sind.
Die Profession das «öffentliche Bekenntnis» bedeutet, den Beruf als Psychotherapeut/in nach den gesetzlichen und ethischen Bestimmungen des Psychotherapiegesetzes auszuüben. Die Transaktionsanalytische Psychotherapie (TAP) bildet den Bezugsrahmen für die Entwicklung der individuellen Identität als Psychotherapeut/in. Daher ist die Profession «Psychotherapeut/in» mit dem Zusatz «Transaktionsanalytische Psychotherapie»identitätsstiftend.
2. Psychotherapie ist als wissenschaftliches Heilverfahren durch einen kommunikativen Dialog in einem intersubjektiven Beziehungsgeschehen gekennzeichnet (vgl. Fischer 2008). Die therapeutische Beziehung gestaltet sich in einem vorwissenschaftlichen Beziehungsrahmen. Und zwar mit einer vorwissenschaftlichen Sprache, die unmittelbares Erleben und Erfahren fördert. Lebendige Worte für lebendige Menschen. Die Reflexion und Evaluation des therapeutischen Prozesses bedient sich wissenschaftlicher Sichtweisen und Sprache. Die erlebende therapeutische Beziehung (‹relatio de natura›) war auch das Anliegen von Eric Berne. Seine ergänzende «Strukturanalyse» führte eher in Richtung einer reflektierenden therapeutischen Beziehung (‹relatiorationis›). Die erlebende und die reflektierende Beziehung gehören unterschiedlichen Kategorien an und führen, nicht differenziert betrachtet, zu logischen Widersprüchen, wie Bertram Russel offengelegt hatte. Die erlebte Reaktion im Transaktionalen Geschehen und der Ichzustand als begriffliches Strukturelement, gehören verschiedenen Kategorien an und führen, unreflektiert zu Widersprüchen. Logische Widersprüche lassen sich nicht durch Logik auflösen (siehe Trübungen). Daher beschreibe ich das transaktionale Geschehen nicht durch Pfeile zwischen strukturellen Ichzuständen.
3. Im Aufsatz «Das Wesen der Intuition» versucht Berne (1991) eine Brücke zwischen der geistigen und der materiellen Welt (IR 2012), die unterschiedlich und dennoch im Erleben miteinander verwoben sind, herzustellen. Berne beschreibt einen Unterschied und eine Verbindung von begrifflichem Denken und geistigen Einsichten, also zwischen einer Einbildungskraft und einer Erkenntniskraft. Die Intuition sieht er «als einen integrierenden Wahrnehmungsvorgang. Das intuitiv Wahrgenommene unterscheidet sich von dem, was davon sprachlich formuliert wird»; und weiter: «Die Handlungen und Empfindungen eines Menschen richten sich nicht nach der Wirklichkeit der Dinge, sondern nach dem geistigen (gemeint ist ‹mentalen›, IR) Vorstellungsbild, das er von ihnen hat. Jeder hat bestimmte Vorstellungen von sich selbst und der Welt und von seinen Mitmenschen, und verhält sich so, als seien diese Vorstellungsbilder die eigentliche Wirklichkeit » (EB 1972, s.36). Das ist schlichtweg die Definition der Trübung, auf die noch eingegangen wird. Die Berne'sche Trias «Intuition, Inspiration, Imagination» und die Trias «Spontaneität, Intimität, Kreativität »gelten durchaus als Sendboten der geistigen Welt. «Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand ein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir seinen Diener verehren und die göttliche Gabe entweihen (Albert Einstein)» - auch in der Psychotherapie? Berne bemühte sich jedenfalls um eine Integration.
4. Soziale Systeme, wie Beziehung, Familie, Gruppe sehe ich als lebende, holistische Systeme an, die sich selbst organisierend und selbst regulierend in Phasen von Differenzierung und Integration, Selbstbehauptung und Verbundenheit ökologisch entwickeln (IR 1992, 2012). Der Dynamische Holismus ist ein Modell, das die geistige und materielle Wirklichkeit durch ein Wechselspiel von impliziter und expliziter Ordnung verbindet (Nikolaus von Kues, David Bohm, u.a. siehe IR 1992, 2012). Die implizite Ordnung (IO) ist das, was latent und potentiell wesenhaft ist und sich im Hier und Jetzt oder in der Zukunft entfalten kann, aber nicht muss. Die explizite Ordnung (EO) ist das, was sich über unsere Leibhaftigkeit entfaltet, erlebt und gedanklich erfasst werden kann (z.B. die Reaktionen im transaktionalen Geschehen). Neue Erfahrungen werden als Möglichkeit in der IO eingefaltet und stehen potentiell in neuen Situationen zur Verfügung.
Mein Transaktions-Analytisches Mandala. AB - Beziehungsgestalt (Ich-DU), S - Selbst (Implizite Potentialität), IW - Innere (mentale) Welt – Ich; Skript, EW - Erlebte Wirklichkeit in Beziehungen, SW - übergeordnete soziale Wirklichkeiten, Objektion führt zur Mentalisierung, Subjektion führt zum Ich-Selbst sein
B. Was ist es, was die Transaktions-Analytische Psychotherapie ausmacht?
1. Die Evolutionsbiologischen Grundlagen der TAP
a) Der biologischen Natur nach gehören wir Menschen zu den Säugetieren, die in einem Umfeld von Mitgefühl, Fürsorge, Zuneigung und Güte (Warmherzigkeit) überleben und sich entwickeln können. Diese Haltungen sind biologisch angeboren und gehören zum Wesen des Menschen und damit zur psychotherapeutischen Haltung. Ohne elterliches Für-und Vorsorgesystem gibt es kein Überleben und keine Entwicklung. Ohne ein DU kann sich kein ICH in Raum und Zeit in unserer Welt verorten. Daher sehe ich die Beziehung als die kleinste psychosoziale Ganzheit (Einheit) an,in der sich die «Ichs» in wechselseitiger Abhängigkeit und Individualität gestalten können.
b) Leben ist Bewegung: Alle Lebewesen (Organismen) werden durch materielle und energetische (geistige) Austauschprozesse innerhalb des Organismus und mit der Umwelt am Leben erhalten und bestimmen deren Entstehen, Entwicklung und Vergehen. Die Umwelt nehmen wir über die Interaktionen von Motorik (über die Bewegungsorgane) und Sensorik (über die Sinnesorgane) wahr. Die bewusste Wahrnehmung ist Ausdruck der Resonanzbeziehung zwischen Gehirn, Leib und Umwelt (Scheurle 2013). Insofern kann der Transaktionale Austausch, wie ihn Berne in «Über das Wesen der Kommunikation» beschrieben hat, als universeller Prozess (IR 2010) angesehen werden. Als einen «springenden Punkt» bezeichnet Berne die Unterscheidung zwischen «manifester» und «latenter» Kommunikation und bezeichnet die latente Reaktion auf eine Botschaft als intuitives Wissen des Empfängers, die sich letzthin als wirksam erweist.
c) Der transaktionale Austausch zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt ermöglicht eine in der Evolution liegende Bewertung, welche die Umwelt (das Gegenüber) «freundlich» oder «feindlich» gesinnt wahrnimmt. Wird das Gegenüber als feindlich erlebt, kann der Organismus mit Erstarren bzw. mit Kampf oder Flucht reagieren, anderenfalls mit Kommunikation und Kooperation. Diese Bewegungsmuster sind im Organismus gespeichert und laufen zunächst reflexartig ab und dienen dem Überleben. Manche Lebewesen, insbesondere der Mensch, können die Automatismen «zivilisieren», z.B. durch sich behaupten statt kämpfen und nachgiebig sein statt zu flüchten. Erinnern wir uns, an die Möglichkeiten in Beziehungen, sich hilflos machen, hilfreich sein, verfolgend werden oder sich zu verweigern als Überlebens – und Bewältigungsstrategien? Weiter verweise ich auf die «Urbilder» und «Primären Urteile» (EB 1991) und ihren Zusammenhang: Urbilder als «vorsymbolische Darstellungen zwischenmenschlicher Transaktionen» «Primäre Urteile beinhalten ein auf diesen Bildern beruhendes Verständnis gewisser archaischer, unbewusster Einstellungen anderen Menschen gegenüber» (EB 1972, S. 99). Urbilder und Primäre Urteile haben einen bedeutsamen Einfluss auf das Urprotokoll des Skriptes und sind auch nach der Konsolidierung des Skripts z. B. als Überlebensschlussfolgerungen (F. English) wirksam.
d) «Unsere Freiheit ist die Freiheit, uns für oder gegen etwas entscheiden zu können» (Bieri 2006, S.54). Das bedeutet, dass wir Handlungen tun oder lassen können. Das Unterlassen einer Handlung geht nicht nur vom Gehirn, sondern vom ganzen Organismus aus. Eine rein rationale Entscheidung würde eine Handlung, beispielweise das Bedürfnis weiter Alkohol zu trinken, nicht beenden, wenn nicht der ganze Organismus mitbeteiligt ist. Das Unterlassen von Handlungen, Wünschen, Bedürfnissen, Trieben, usw. eröffnet einen geistigen Raum (Scheurle 2013) für neue Möglichkeiten (als Potentialität der IO). Ohne die Fähigkeit zum Unterlassen ist keine autonome Entscheidung zum «ja» möglich: Wer nicht nein sagen kann, kann auch nicht ja sagen. Eine autonome Entscheidung verbindet sich mit dem Willen, den Philosophen als Lebenskraft (von Berne als Physis bezeichnet) zu verstehen. Diese Energie fließt in das Lassen bzw. das Tun ein. Das Unterlassen wird effektiv bestärkt, das Tun wird freudvoller ausgeführt und eher mit Genugtuung vollendet. Man bedenke, dass das innere Kind an der Entscheidung mitbeteiligt ist und dadurch kein Widerstand aufkeimt. Wille und Entscheidung bilden eine Ganzheit und sind nur begrifflich unterscheidbar.
Die Wirkung von Handlungen bzw. Nichthandlungen werden nach ethischen Prinzipien und/oder sozialen Regeln als «gut» oder «böse», hilfreich oder nichthilfreich, konstruktiv oder destruktiv usw. bewertet und können im sozialen Kontext Sanktionen nach sich ziehen. Hier kommt das Gewissen als eine Instanz des Integrierenden Erwachsenen ins Spiel. Ich zitiere hier Sokrates: «Es ist mir von meiner Kindheit an geschehen: eine Stimme nämlich, welche jedesmal, wenn sie sich hören lässt, mir von etwas abredet, was ich tun will, zugeredet hat sie mir nie.»
Das Gewissen als eine höhere Wesenseinheit und Haltung des Integrierenden Erwachsenen kann durchaus auch als differenzierte Einheit von Ethos, Logos und Pathos des Integrierenden Erwachsenen angesehen werden, (IR 2012, S, 34) mitgetragen von Interdependenz und globaler Verantwortung. So hat Handeln das Wohl Einzelner, sozialer Gruppierungen, Gesellschaften und der globalen Welt mit einzubeziehen.
2. Sozialethische, psychotherapeutische Haltung und Einstellung
Ein Tibetanisches Sprichwort: «Es reicht nicht aus, dass die Lehre großartig ist. Der Mensch (d.h. hier: Therapeut/in) muss eine großartige Einstellung haben.»Demgemäß sehe ich die heilende Wirkung in der therapeutischen Begegnung, primär geprägt durch eine sozialethische Haltung und Einstellung, die in der Wesenheit des Menschen und in seinem durch die Evolution bedingten Sein begründet ist, getragen von der idealtypischen Einstellung des Integrierenden Erwachsenen.
Das Wesen der Menschen liegt in der Gleichartigkeit (Ähnlichkeit) ihrer Fähigkeiten und ihrer Leiden. Wir werden auf dieselbe Weise geboren und sterben auf dieselbe Weise. Das Ähnlichkeitsprinzip von Samuel Hahnemann (Homöopathie) «Ähnliches soll durch Ähnliches geheilt werden» gilt durchaus auch innerhalb der psychotherapeutischen Beziehung. Wenn wir als Therapeuten im transaktionalen Beziehungsgeschehen «Wir haben etwas gemeinsam, ein bisschen anders »(IR 2014) bewusst erleben, kann sich die Tür zum Mitgefühl öffnen, das in einer erlebenden Beziehung heilend wirken kann. Das bedeutet allerdings, dass die Heilung bei den Therapeuten und Therapeutinnen im Sinne «wir haben etwas gemeinsam, ein bisschen anders» beginnt und bestätigt, wie wichtig die Selbsterfahrung der Therapeuten am eigenen Leibe ist. Man bedenke, dass ich nur wahrnehmen kann, was in mir eingebildet und gespeichert ist; und das bestimmt, was wie beobachtet wird.
In der therapeutischen Begegnung geht es um das Annehmen des Gegenübers in seiner Wesenheit, so wie er/sie ist, ohne «wenn und aber», ohne bewertende Eigenschaften, oder wie Berne es ausdrückt, unvoreingenommen bzw. skriptungebunden zu begegnen. Diese Haltung lässt einen Blick in die geistige Welt zu, wo ihre Sendboten Intuition, Inspiration und Imagination wirksam werden. In dem Moment der Skriptungebundenheit bin ich zutiefst subjektiv, relativ frei von den Einflüssen der inneren, repräsentationalen Welt, in intimer Verbundenheit mit der Welt (dem DU), frei für kreative Wahrnehmung, relativ frei von den Einflüssen der Vergangenheit, den Einbildungen. Wenn der/die Patient/in sich in der Gegenwart auch so annehmen kann, wie er/sie ist, kann ein neues gegenwartsbezogenes Beziehungserleben entstehen, ohne dass die Einbildungen (Gedanken) und Emotionen der Vergangenheit das gegenwärtige Erleben trüben. Solches Erleben ist zugleich auch beglückend. Die alten Griechen sagen, in diesen Momenten wird Chronos von Kairos abgelöst. Chronos ist der Gott der messbaren Zeit der materiellen Welt und Kairos der Gott des günstigen Augenblicks, der nicht fassbaren Zeit der geistigen Welt. In diesem «geistigen» Zustand heben sich logische Widersprüche auf, d.h. die gegenwärtige Situation wird ungetrübt wahrgenommen.
Ich prüfe mich immer wieder, ob ich das «Wohl des Anderen», die Entwicklung zum «Integrierenden Erwachsenen »im Blickpunkt habe(als therapeutisches Für- und Vorsorgesystems). Dazu eine kleine Übung: Stellen Sie sich jemanden vor, der Ihnen gegenübersitzt und dem/der es nicht gut geht. Sie selbst fühlen sich neutral, und es gibt nur sie beide. Was können Sie tun, damit es Ihnen gut geht? Die Lösung hängt mit der Interdependenz und der globalen Verantwortung zusammen. Handeln kann gute oder böse Wirkungen haben. Das Wohl des Anderen im Auge zu haben, kann auch bedeuten, ihm etwas zu untersagen, von Handlungen abzuhalten oder auf mögliche Folgen hinzuweisen, d.h. nicht alles gut zu heißen, was das Gegenüber tut. Mein Motto: «Annehmen im Wesen -Handeln zum Wohl des Gegenübers»
Möbiusband ein Papierstreifen als Einheit mit einer Fläche und mit einer Begrenzungslinie. ICH und DU eine Beziehungseinheit und doch nicht ein und dasselbe
3. Identitätsstiftende Grundkonzepte der TAP - Nur für mich?
Die transaktionsanalytischen Konzepte, Modelle und Theorien dienen der Verwirklichung und Unterstützung der psychotherapeutischen Haltung und Einstellung, mit dem Ziel der Heilung und Entwicklung der Hilfesuchenden. Die folgenden Grundkonzepte der TAP stelle ich nur skizzenhaft dar, allerdings mit dem, wie ich sie anwende und lehre.
a) Der Transaktionale Austausch als universeller Prozess (IR 2010): In der Arbeit «Über das Wesen der Kommunikation» legt Berne den Grundstein für die Transaktionsanalyse, auch wenn er in seinen späteren Schriften neben der Transaktionsanalyse auch von einer Strukturanalyse spricht. Hier sehe ich eine Weiterführung des oben dargestellten logischen Widerspruches. Die Reaktionen im transaktionalen Geschehen bezeichnet Berne zunächst als Ich-Zustände und verwendet später in Anlehnung an Paul Federn Ich-Zustände als Strukturelemente. Damit schafft Berne unterschiedliche Kategorien, sozusagen «transaktionale» und «strukturale» Ich Zustände, die logische Widersprüche nach sich ziehen und den Geist verwirren (IR 1996, 2007, 2010). Wenn ich von Ich-Zuständen spreche, meine ich die transaktionalen, die Reaktionen und Re-Reaktionen im Beziehungsgeschehen. Diese Reaktionen werden vorwiegend mitbestimmt durch: (1) die vorgegebene raum/zeitliche Situation, (2) den vorherrschenden Motiven, Wünschen, Bedürfnissen, Strebungen usw. und (3) die Erwartungen und Einflüsse, die auf früheren (archepsychischer und/oder exteropsychischer) Erfahrungen beruhen. Die Reaktionen werden «in statu nascendi» des gegenwärtigen transaktionalen Geschehens erschaffen, erlebt, bewertet und bestimmen den weiteren Verlauf, auch wenn manche Reaktionen «automatisiert» zu sein scheinen. Es gilt daher die Dynamik der gesamten Situation zu erfassen. Denn nur diese lässt die Angemessenheit oder Unangemessenheit der Situation bewerten.
b) Die Beziehung als kleinste psychosoziale Ganzheit: Ohne DU gibt es kein ICH; Das ICH entwickelt sich im Spiegel des Anderen. Die Beziehungspartner/innen besitzen dieselbe innere Potentialität zur Entwicklung, ob Mann oder Frau. Denn, aus einer einzigen Seele (als Impliziter Ordnung, erg.IR) wurden die Gatten geschaffen, aus denen viele Männer und Frauen entstehen, wie es in einer alten Schrift geschrieben steht. Unterschiedlich ist die individuelle Entfaltung in der raumzeitlichen Welt als Grundlage für gemeinsame Schöpfungsprozesse; denn das, «was du siehst und ich nicht sehe» und das «was ich sehe und du nicht siehst», kann ein auslösender Funke sein, den Geist auf den «Ton» der Resonanz einzustellen und die Gunst des Augenblicks zu nützen.
c) Die Metaphern Inneres Kind (IK) und Innere Eltern (IEL) bzw. der Integrierende Erwachsene (IER) und sein Für-und Vorsorgesystem für sich, die anderen und die Welt (siehe IR 2010b): Die Metaphern IK und IEL weisen entwicklungspsychologisch und funktional eine gewisse Nähe zum Funktionsmodell auf. Die Metapher «Integrierender Erwachsener» (IER) verweist auf ein sozialethisches Entwicklungsziel in einer sich verändernden Welt.
d) Das Skript als raum/zeitliche Verortung in dieser Welt: Erleben «gerinnt» zu Gedanken. Beachte deine Gedanken, denn sie werden zu Worten, bedenke die Worte, denn sie führen zu Handlungen, und diese bestimmen deine Gewohnheiten, nimm deine Gewohnheiten wahr, denn sie gestalten deinen Charakter. Sie bilden dein Lebensskript. Dein Skript ist dein Schicksal (frei nach Zarathustra, dem Talmud, Berne u.a.). Auf Grund unserer Freiheit zu entscheiden, zu tun oder zu unterlassen, sind wir dem Schicksal nicht ganz ausgeliefert, wir können innerhalb seines Rahmens zufrieden und erfüllt leben lernen.
e) Trübungen und Ent-Trübung:Berne hat klar erkannt (s. A.3.), dass Menschen ihre Vorstellungsbilder für die eigene Wirklichkeit halten. Solche «fixierte Imagines» (Einbildungen, Glaubenssätze, Einstellungen, Urteile usw.) trüben den Geist wie ein aufgewühltes trübes Wasser in einem Teich, werden nach Berne «ichsynton» erlebt und bilden die Ursache von Leidenszuständen. In seinem «Cowboybeispiel» (EB 1991, S.131):«Genauso fühle ich mich auch. Manchmal ist mir, als wäre ich eigentlich kein Rechtsanwalt; ich bin nur ein kleiner Junge» nimmt der Patient seinen Leidenszustand wahr, das Erleben ist zwar «ichdyston», allerdings ist er nicht «ent-trübt». Berne hat hier den Widerspruch im Denken nicht gesehen: «Ich bin ein kleiner Junge» ist ein Gedanke der Vergangenheit, «ich bin ein Rechtsanwalt» das Erleben und der Gedanke in der Gegenwart. Ein vergangener Gedanke trübt das Erleben in der Gegenwart. Das ist eine paradoxe Situation und kein Problem. Man kann die Vergangenheit nur «lassen», dann ist man gelassen von den Trübungen und dem Leiden. Würde man diese paradoxe Situation als Problem ansehen, also versuchen, es durch Denken, das immer gespeicherte Vergangenheit ist, zu lösen, käme man im Wirbel der Gedanken in «Teufels Küche». Nur in der skriptungebundenen Beziehung im gegenwärtigen Erleben, sind wir von der Vergangenheit und Zukunft gelassen, der Teich des Geistes ist dann wasserklar. Das sind in der therapeutischen Begegnung beglückende Gefühle. Hier beende ich, nicht nur aus Platzmangel, denn hier ist unmittelbares Erleben und Erfahren unersetzlich.
Die transaktionsanalytischen Konzepte, Modelle und Theorien dienen der Verwirklichung und Unterstützung der psychotherapeutischen Haltung und Einstellung, mit dem Ziel der Heilung und Entwicklung der Hilfesuchenden. Die folgenden Grundkonzepte der TAP stelle ich nur skizzenhaft dar, allerdings mit dem, wie ich sie anwende und lehre.
a) Der Transaktionale Austausch als universeller Prozess (IR 2010): In der Arbeit «Über das Wesen der Kommunikation» legt Berne den Grundstein für die Transaktionsanalyse, auch wenn er in seinen späteren Schriften neben der Transaktionsanalyse auch von einer Strukturanalyse spricht. Hier sehe ich eine Weiterführung des oben dargestellten logischen Widerspruches. Die Reaktionen im transaktionalen Geschehen bezeichnet Berne zunächst als Ich-Zustände und verwendet später in Anlehnung an Paul Federn Ich-Zustände als Strukturelemente. Damit schafft Berne unterschiedliche Kategorien, sozusagen «transaktionale» und «strukturale» Ich Zustände, die logische Widersprüche nach sich ziehen und den Geist verwirren (IR 1996, 2007, 2010). Wenn ich von Ich-Zuständen spreche, meine ich die transaktionalen, die Reaktionen und Re-Reaktionen im Beziehungsgeschehen. Diese Reaktionen werden vorwiegend mitbestimmt durch: (1) die vorgegebene raum/zeitliche Situation, (2) den vorherrschenden Motiven, Wünschen, Bedürfnissen, Strebungen usw. und (3) die Erwartungen und Einflüsse, die auf früheren (archepsychischer und/oder exteropsychischer) Erfahrungen beruhen. Die Reaktionen werden «in statu nascendi» des gegenwärtigen transaktionalen Geschehens erschaffen, erlebt, bewertet und bestimmen den weiteren Verlauf, auch wenn manche Reaktionen «automatisiert» zu sein scheinen. Es gilt daher die Dynamik der gesamten Situation zu erfassen. Denn nur diese lässt die Angemessenheit oder Unangemessenheit der Situation bewerten.
b) Die Beziehung als kleinste psychosoziale Ganzheit: Ohne DU gibt es kein ICH; Das ICH entwickelt sich im Spiegel des Anderen. Die Beziehungspartner/innen besitzen dieselbe innere Potentialität zur Entwicklung, ob Mann oder Frau. Denn, aus einer einzigen Seele (als Impliziter Ordnung, erg.IR) wurden die Gatten geschaffen, aus denen viele Männer und Frauen entstehen, wie es in einer alten Schrift geschrieben steht. Unterschiedlich ist die individuelle Entfaltung in der raumzeitlichen Welt als Grundlage für gemeinsame Schöpfungsprozesse; denn das, «was du siehst und ich nicht sehe» und das «was ich sehe und du nicht siehst», kann ein auslösender Funke sein, den Geist auf den «Ton» der Resonanz einzustellen und die Gunst des Augenblicks zu nützen.
c) Die Metaphern Inneres Kind (IK) und Innere Eltern (IEL) bzw. der Integrierende Erwachsene (IER) und sein Für-und Vorsorgesystem für sich, die anderen und die Welt (siehe IR 2010b): Die Metaphern IK und IEL weisen entwicklungspsychologisch und funktional eine gewisse Nähe zum Funktionsmodell auf. Die Metapher «Integrierender Erwachsener» (IER) verweist auf ein sozialethisches Entwicklungsziel in einer sich verändernden Welt.
d) Das Skript als raum/zeitliche Verortung in dieser Welt: Erleben «gerinnt» zu Gedanken. Beachte deine Gedanken, denn sie werden zu Worten, bedenke die Worte, denn sie führen zu Handlungen, und diese bestimmen deine Gewohnheiten, nimm deine Gewohnheiten wahr, denn sie gestalten deinen Charakter. Sie bilden dein Lebensskript. Dein Skript ist dein Schicksal (frei nach Zarathustra, dem Talmud, Berne u.a.). Auf Grund unserer Freiheit zu entscheiden, zu tun oder zu unterlassen, sind wir dem Schicksal nicht ganz ausgeliefert, wir können innerhalb seines Rahmens zufrieden und erfüllt leben lernen.
e) Trübungen und Ent-Trübung:Berne hat klar erkannt (s. A.3.), dass Menschen ihre Vorstellungsbilder für die eigene Wirklichkeit halten. Solche «fixierte Imagines» (Einbildungen, Glaubenssätze, Einstellungen, Urteile usw.) trüben den Geist wie ein aufgewühltes trübes Wasser in einem Teich, werden nach Berne «ichsynton» erlebt und bilden die Ursache von Leidenszuständen. In seinem «Cowboybeispiel» (EB 1991, S.131):«Genauso fühle ich mich auch. Manchmal ist mir, als wäre ich eigentlich kein Rechtsanwalt; ich bin nur ein kleiner Junge» nimmt der Patient seinen Leidenszustand wahr, das Erleben ist zwar «ichdyston», allerdings ist er nicht «ent-trübt». Berne hat hier den Widerspruch im Denken nicht gesehen: «Ich bin ein kleiner Junge» ist ein Gedanke der Vergangenheit, «ich bin ein Rechtsanwalt» das Erleben und der Gedanke in der Gegenwart. Ein vergangener Gedanke trübt das Erleben in der Gegenwart. Das ist eine paradoxe Situation und kein Problem. Man kann die Vergangenheit nur «lassen», dann ist man gelassen von den Trübungen und dem Leiden. Würde man diese paradoxe Situation als Problem ansehen, also versuchen, es durch Denken, das immer gespeicherte Vergangenheit ist, zu lösen, käme man im Wirbel der Gedanken in «Teufels Küche». Nur in der skriptungebundenen Beziehung im gegenwärtigen Erleben, sind wir von der Vergangenheit und Zukunft gelassen, der Teich des Geistes ist dann wasserklar. Das sind in der therapeutischen Begegnung beglückende Gefühle. Hier beende ich, nicht nur aus Platzmangel, denn hier ist unmittelbares Erleben und Erfahren unersetzlich.
Literaturangaben:
Berne, E. (1972) Sprechstunden der Seele, Rohwolt, Reinbeck
Berne, E. (1991) Transaktionsanalyse der Intuition, Junfermann Verlag, Paderborn
Bieri, P. (2007) Das Handwerk der Freiheit, Fischer, Frankfurt am Main
Fischer, G. (2008) Logik der Psychotherapie, Asanger Verlag, Krönig
Rath, I. (1992) Ansätze zur Entwicklung einer stimmigen Theorienlandkarte der Transaktionsanalyse-Wissenschaftstheoretische - Überlegungen zu den Grundlagen der Transaktionsanalyse, ZTA, 9.Jg Heft 2/3 (90-120)
Rath, I. (1996) Transaktionaler Austausch und Lernen, Zeitschrift des Österreichischen Arbeitskreises für Tiefenpsychologische – Transaktionsanalyse (ÖATA) Vol. 2 No. 1-2 (3-30)
Rath, I. (2007) Analyse transaktionalen Geschehens,Zeitschrift fürTransaktionsanalyse, 24.Jg. Teil 1, Wenn die Differenzierung zur Spaltung wird – Heft 2 (130-153), Teil 2 «Was ist das für eine Art?» – «Das ist Knickerbocker» – Heft 3 (200-218)
Rath, I. (2009) Tiefenpsychologische Transaktionsanalyse – Einführung in Theorie und Praxis, ÖATA, Wels
Rath, I. (2010a) Transaktionales Geschehen als universeller Prozess, in Rath, I. (2012) s. 56-73
Rath, I. (2010b) Das Innere Kind als psychotherapeutisches Konzept, Zeitschrift fürTransaktionsanalyse, 27.Jg.Teil 1 in Heft 1 (5-23) – Teil 2 in Heft 3 (86-101)
Rath, I. (2012) Transaktionsanalytische Psychotherapie als wissenschaftliches Heilverfahren, ÖATA,
www.oeata-transaktionsanalyse.atRath, I. (2014) Zur therapeutischen Begegnung: Haltung – kommunikativer Dialog-Wirkung,Zeitschrift für – Transaktionsanalyse, 31.Jg. Teil 1 in Heft 1 (19-32) – Teil 2 in Heft 3 (150-165)
Rath, I. (2017) PowerPoint: TA-Tag Linz, über
ingo.rath@aon.at erhältlichScheurle, H. J. (2013) Das Gehirn ist nicht einsam, Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, Kohlhammer, Stuttgart